Yannik Omlor ist neuer Deutscher Squash-Jugendmeister U19. In einem aufregenden Spiel gegen den Favoriten Lucas Wirths drehte er einen 0:2 Satzrückstand und gewann das Finale in Duisburg. Eine Woche vor der Bundesliga-Endrunde am 08. Mai in Würzburg habe ich ihn beim Training im Pink Power in Böblingen zum Interview getroffen
Gratuliere zum Meistertitel! Wie geht es dir heute?
Danke, gut! Es ist ein schönes Gefühl, das schwer zu beschreiben ist.
Wie verlief dein sportlicher Werdegang bisher. Kannst du uns bitte kurz einen Überblick geben?
Ich fing von klein auf mit dem Squashsport an. Bis ich 12 Jahre alt war, trainierte ich in Stuttgart bei der Sport-Insel. Dann übersiedelte ich ins Allgäu und trainierte in Kempten. Jetzt lebe ich wieder in Stuttgart und spiele für die InselEs sah beim Finale lange Zeit nicht nach einem Sieg für dich aus, zumal du als Außenseiter ins Spiel gegangen bist.
Wie verlief das Spiel aus deiner Sicht?
Nach den ersten zwei Sätzen lag ich 0:2 hinten. Ich war besonders im ersten Satz sehr nervös und hatte schnell einen 5:10 Rückstand. Im zweiten Satz spielte ich zwar ruhiger und konzentrierter, aber ich wollte zu viel. Anstatt abwartend zu spielen, attackierte ich zu schnell. Ich spielte zu viele Cross-Bälle, denen allerdings die notwendige Breite fehlte. Lucas machte das Spiel sehr schnell, indem er viele Bälle vollierte und so punkten konnte. Nach dem zweiten Satz änderte ich die Strategie auf Anraten meines Trainers. Dies war letztlich der Schlüssel zum Erfolg. Ich spielte alles – Drives und Stops – nur mehr entlang der Linie und achtete dabei auf eine gute Qualität. Dadurch nahm ich Lucas die Volley-Möglichkeiten und zwang ihn, lange Rallies zu spielen. Ich hatte das Gefühl, obwohl er sehr fit ist, etwas mehr Ausdauer zu haben und auch die bessere Länge zu spielen.
Gibt es einen besonderen Ballwechsel, der dir im Kopf geblieben ist?
Beim Spielstand 5:5 im dritten Satz hatten wir einen langen, kräfteraubenden Ballwechsel, als Lucas plötzlich einen sehr guten Angriffsboast spielte. Ich erreichte den Ball mit letzter Kraft. Meinen Gegenstop erreichte Lucas nicht mehr. Da spürte ich, dass er müde wurde. Vor allem, als er bei den nächsten beiden Bällen schnelle Fehler machte. Das war möglicherweise ein Schlüsselmoment in der Partie.
Du hast vorher deinen Trainer Patrick Gässler erwähnt. Inwiefern kann ein Trainer während des Spiels überhaupt Hilfe sein?
Nicht nur Patrick, sondern auch mein Dad waren eine Hilfe und ich bin ihnen beiden dankbar. Ich hatte zu Beginn den Eindruck, dass sie viel nervöser waren als ich. Verständlich, denn als Zuschauer kann man nichts selbst beeinflussen. Aber besonders in der Pause nach dem zweiten Satz machten sie mir Mut, feuerten mich an und versuchten mich aufzubauen. Patrick gab mir taktische Tipps, aber vor allem haben mich beide mental stark gemacht. Das war sehr wichtig!
Lucas Wirths und du, ihr seid beide in der gleichen Altersklasse, habt oft gegeneinander gespielt und kennt euch gut. Wie sah deine persönliche Match-Bilanz vor der Meisterschaft in Duisburg aus?
Ich habe gegen Lucas oft gespielt und vorher noch nie gewonnen, mit Ausnahme der German Junior Open im März dieses Jahres. Aber das war kein richtiger Gradmesser, da es ihm bei den Junior Open nicht gut ging. Er war beim Finale der Deutschen Jugendmeisterschaft auf Position 1 gesetzt und klarer Favorit. Ich hatte nur Außenseiterchancen.
2016 bist du zu alt für den Jugendbewerb. Was sind deine nächsten sportlichen Ziele?
Ich möchte mich in der Deutschen Herren-Rangliste weiter nach oben arbeiten. Momentan stehe ich auf Platz 14. In dieser Saison habe ich mich kontinuierlich gesteigert.
Was möchtest du an deinem Spiel noch verbessern?
Ich möchte daran arbeiten, die Varianz meiner Schläge auch bei hohem Druck konstant beizubehalten.
Bist du mit den Trainingsstrukturen bei der Sport Insel zufrieden?
Ja, vor allem da wir eine so große Gruppe sind. Das ist schon ein Unterschied imVergleich zu Kempten. Ich habe mit den Bundesliga-Spielern Valentin Rapp (RL 6), Ben Petzold (RL 10), Marco Deeg und noch einigen anderen starke Trainingspartner. Mit Patrick Gässler, der ehemaligen Nummer 1 der deutschen Rangliste, steht mir zudem ein guter Trainer mit viel nationaler und internationaler Spielerfahrung zur Seite.
Ich habe den Eindruck, dass du in kurzer Zeit deutliche Fortschritte gemacht hast. Stimmt diese Beobachtung?
Ja, anfangs durfte ich mit den Jungs mittrainieren und hatte gegen sie kaum Chancen. Mittlerweile schlage ich bereits den einen oder anderen und bin vollwertiger Trainingspartner.
Wie oft trainierst du in der Woche?
Vor der Jugendmeisterschaft habe ich sehr viel trainiert. Ich hatte in der Woche ungefähr 8 Trainingseinheiten. Ich versuche nicht einseitig zu trainieren, sondern trainiere abwechselnd „Geschwindigkeit“, „Kraft“, „Ausdauer“ und vieles mehr.
Am achten Mai spielt in Würzburg die Mannschaft der Sport Insel Stuttgart in der Endrunde der Deutschen Bundesliga. Du bist ja Teil des Teams und hast zum Erreichen der Endrunde auch selbst als Spieler beigetragen. Weißt du schon, ob du gegen Worms zum Einsatz kommen wirst?
Nein, das weiß ich nicht, denn die Aufstellung steht noch nicht fest.
Letzte Frage: Yannik Omlor – Deutscher Meister im Einzelbewerb der Herren. Wann?
Ha, Ha, Ha! Hm …vielleicht in sechs, sieben Jahren?
Das Gespräch führte Stefan Raab.